Irritiert verfolge ich schon seit gestern zunehmend vermehrt auftauchende (und zumeist sich dann gern wiederholende) Anti-Gauck-Stimmen – aber noch irritierter lese ich dann bei “Der Westen”: “Twitter- und Facebook-Nutzer laufen Sturm gegen Joachim Gauck“. Vor allem der Satz “Einst von der Netzgemeinde geliebt, hat sich das Blatt für den designierten Bundespräsidenten gewendet.” stößt so doof auf, dass er offenbar nicht nur mir hochkam.
There is no such thing like “Netzgemeinde”. Get used to it.
(Wobei ich ja zugebe, dass der Glaube an die Existenz einer ominösen “Netzgemeinde” naheliegender ist als – sagen wir – der Glaube an Gott.)
Wenn wir Menschen danach sortieren, ob sie das Internet nutzen, können wir auch gleich die Hautfarbe nehmen.
https://twitter.com/#!/ennomane u.v.a.
Was der Autor und Vertreter der klassischen Medien uns wohl sagen wollte, wenn er denn wirklich was sagen wollte, ist, dass sich einer ehemals euphorischen Grundstimmung, die sich in der Netzwelt und insbesondere im Social Web wiederspiegelte, nun eine kritische Auseinandersetzung mit der Personalie des designierten Bundespräsidenten Joachim Gauck gegenüberstellt. Aber das ist keine Sache einer “Netzgemeinde”, sondern eine Sache der Gesellschaft.
Wenn man meine Meinung zu der Sache hören will, dann verweise ich doch erstmal auf meine Verwunderung, warum man den neuen Präsidentenkandidaten so schnell und auf Biegen und Brechen benennen musste. Hat nicht gerade die Causa Wulff gezeigt, dass es vielleicht lohnt, sich auch öffentlich mit einer Personalie auseinanderzusetzen? Wenn man schon meint, einen “Mann des Volkes” präsentieren zu müssen, sollte man die Diskussion (wenn schon nicht die Wahl) des Volks auch zulassen.
Aber davon ganz unabhängig: Wer hier jetzt die aufkommende Diskussion mit der Wulff-Diskussion gleich setzt, der sollte schon differenzieren, dass es bei Gauck um dessen Ansichten zu bestimmten Themen gerade geht und nicht, wie bei Wulff, um im weitesten Sinne “Fehlverhalten”, die Reaktionen darauf und deren Bewertung. Wenn ich den Rücktritt Wulffs begrüßte, dann weil ich diese Kombination für nicht mehr tragbar hielt, im Schwerpunkt aber die im Umgang damit zu Tage getretene moralische Wertvorstellung des nun Ex-Präsidenten – nicht aber seine Ansichten zu Sachthemen. Und wie ich an anderer Stelle schon mal schrieb: Einige “von Gauck vertretenen Positionen schmeckten mir auch nicht, aber ich brauch keinen Präsidenten nach meinem Geschmack, sondern einen, der sich des Amts würdig erweist. Und da bin ich guter Dinge.“
Dennoch hätte ich mir gewunschen, dass man “Land und Leute” etwas mehr Zeit gegeben hätte.
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